Anregung für die Sitzung der Gemeindevertretung am 27. Februar 2018

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Folgender Brief vom 28.01.2018 ging an den Bürgervorsteher und die Gemeindevertretung:

Sehr geehrter Herr Carstensen, sehr geehrte Mitglieder der Gemeindevertretung!

Am 18.7. 2017 wurde vom Bauausschuss nach fünfstündiger Sitzung und wegen Übermüdung sogar abgebrochener Beratung der vorzeitige Abriss der Elac-Häuser sowie der Häuser Kopperpahler Allee 1 und 3 beschlossen (Ö 11.3). Da dieser Beschluss die Situation im Ortskern fur die nächsten mindestens vier bis fünf Jahre entscheidend prägen wird, sollte auch die Gemeindevertretung über das Vorhaben beraten und entscheiden (§ 27 (1) der GO Schleswig-Holstein). Deshalb möchten wir Sie nach § 16 e GO SH höflich auffordern, diesen Punkt auf die TO der nächsten Sitzung der Gemeindevertretung zu setzen.
Begründet wird der Abriss der Häuser mit einer Ausweichfläche fur den Wochenmarkt während der Umgestaltung der Grünfläche (WP13/0817/17). In der Beschlussvorlage werden ausschließlich Ausweichflächen zwischen Rathaus und Kieler Str. berücksichtigt, obwohl z.B. ein „Straßenmarkt“ eine nahezu kostenfreie und elegante Zwischenlösung darstellen wurde, besonders einfach in den nördlichen Abschnitten der Bgm.-Drews-Straße.

Mögl. provisorische Ersatzflächen für den Markt
 provisorische Ersatzflächen für den Markt: (blau BCS-Varianten A, B, C; rot: von Bürgern vorgeschlagene Lösung: Kathweg 6 und 4 (=Flurstück 82, ist nicht abschüssig) zus. 1.220 m2 ; rote Pfeile: 2014 von Verwaltung vorgeschlagene Einbahnlösung für einen prov. Parkplatz auf der Fläche während der Bahnhaltepunktarbeiten. Klick auf das Bild zeigt eine vergrößerte Ansicht

Dass das Problem „Ausweichfläche“ durch diesen Beschluss keineswegs sinnvoll gelöst ist, zeigt die umfangreiche öffentliche Diskussion in der SPD-Fraktion nach dieser Entscheidung (homepage SPD Kronshagen, 21.7.2017), gipfelnd im Vorschlag des Bauausschussvorsitzenden Robert Schall, wenn die Arkaden nicht kämen, den Markt am heutigen Platz zu belassen (KN, 9.8.2017). Auch in der letzten Sitzung des Ausschusses am 16.01.2018 wurde nicht mitgeteilt, was dort inzwischen konkret nach dem Abriss der Häuser geplant ist.

„Denn für den Bereich nördlich der Kieler Straße stehen bislang weder die Detailplanungen noch der oder die Investoren fest. Das wird noch einige Zeit benötigen. Sichtbare Veränderungen wurde es dann erst in einigen Jahren geben.“

SPD Kronshagen homepage 21.7.2017

Die Darstellung des Büros BCS (WP13/0817/17, Anlage) stellte drei Alternativen vor, wovon zwei den Abriss eines oder beider Elac-Häuser und Kopperpahler Allee 1 und 3 voraussetzen. Die beschlossene Lösung B erfordert den Abriss des östlichen Elac-Hauses und der Häuser
Kopperpahler Allee 1 und 3.
Unrichtig dargestellt wird die Variante A, die u. a. die bereits „leergeräumten“ Grundstücke
Kathweg 4 und 6 (zus.1.220 qm) umfasst. Hier wird eine sehr viel größere Fläche (ca.1.800 qm) als nötig oder bei den Varianten B oder C (1000 qm) berechnet, um so eine tatsächlich unnötige Aufschuttung der Zufahrt zu den VBK und deren bauliche Sicherung mit Stützmauern finanziell berücksichtigen zu müssen, was diese Lösung fälschlich als unwirtschaftlich darstellt.

Der Beschluss vom 18.7.2017, der auf einer nicht zutreffenden Vorhabenbewertung eines
Planungsburos beruht, kann ungeachtet dessen fachlicher Expertise keinen Bestand haben.
Dort bleiben bei den Kosten von ca. 330.000 € außerdem unberücksichtigt: Ausgaben fur evtl. Drainage und Rückbau sowie zwischenzeitliches Verfüllen, Verfestigen und künftiges Ausschachten zur Realisierung einer endgültigen Planung (Tiefgarage) sowie für die Sicherung und Pflege der großen, nicht fur einen provisorischen Marktplatz benötigten Flächen.

Weitere Verluste (mind. ca. 62.000 € jährlich) blieben bisher unberücksichtigt. Sie ergeben sich aus den Mietausfällen abzugl. Bewirtschaftungskosten der vorzeitig und unnötig abgerissenen Häuser (vgl. Vorlage WP 13/0844/17 zu Ö 5.3 der Bauausschusssitzung vom 21.9.2017, Kostenaufstellung der GOS). Diese Verluste sind der Ersparnis bei den „Strafzinsen“ gegenüberzustellen, diese verringern sich bei 193.000 € Abrisskosten (GOS) um 7.951 €, so dass ein jährlicher Mindest-Nettoverlust von 54.048 € im „Sanierungstopf“ zu tragen ist – in 4 Jahren z.B. wären das 216.192 €.

Neben den finanziellen Folgen mutet dieser Beschluss den Kronshagenern eine große Brachfläche für die Jahre der Planung zu, kein erfreulicher Anblick. Intakter Wohnraum wird vorzeitig vernichtet, beliebte Flüchtlingstreffpunkte mussen neu etabliert werden. Die Rathaus- und VBK-Mitarbeiter und die nördlich wohnenden Einwohner verlieren den von den Elac-Häusern ausgehenden Immissionsschutz gegen den Verkehrslärm von der meistbefahrenen Straße Kronshagens.

Wir bitten Sie und die Gemeindevertreter, Ihrer Verantwortung fur Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit (GO SH § 8) bei einer weitgehend steuerfinanzierten Ortskernerneuerung gerecht zu werden. Der jetzige vorzeitige Abriss der Elac-Häuser bietet keinerlei Vorteile (außer vielleicht für die GOS), aber große finanzielle und soziale Nachteile. Solide Häuser (vgl. Gutachten vor Kauf der Elac-Häuser 2013) in Zeiten großen Wohnungsmangels vorzeitig abzureißen, ist mit Ihrer Verantwortung fur das Gemeinwohl unvereinbar. Wir bitten Sie, gegen den nicht sachlich begründbaren vorzeitigen Abriss der Elac-Häuser und der Häuser Kopperpahler Allee 1 und 3 zu stimmen.

Vielen Dank!

Hartmut Kunkel, Initiative Ortskern Kronshagen

 

 „Thomas Kahle, CDU-Fraktionschef, geht persönlich davon aus, dass mindestens ein Wohnblock nicht stehen bleiben könne. Nur wegen der Fördersumme, so Kahle, dürfe man aber ,nicht sklavisch
alles abreißen‘.“

Herr Kahle, CDU, lt. KN vom 4.4.2013 (zum Brief vom damal. Innenminister Breitner, SPD, der den Abriss der
Elac-Häuser fordert)

 „Irrwegweiser“ – Ortskernplanung ohne Sozialen Wohnungsbau???
…Eines bleibt jedoch: Mit dem Abriss der ELAC-Gebäude verschwindet – zunächst – günstiger Wohnraum in Kronshagen. Wohnraum, der den weniger Begünstigten in unserer Gesellschaft ein Wohnen in der Mitte des Ortes erlaubt…. Nun zu den Aussagen im „Wegweiser“: Hier beschäftigt man sich mit der Planung im Ortszentrum und
damit direkt und indirekt auch mit der Vernichtung von preisgünstigen Wohnraum….“

SPD Kronshagen homepage 2014:

 „Handlungsdruck durch die Zinslast für noch nicht in Anspruch genommene Fördergelder erkennt der Vorsitzende nicht: „Dadurch entsteht kein Aktionismus, schließlich bauen wir mindestens für die nächsten 80 Jahre.“

Bauausschussvorsitzender Herr Schall, SPD lt. KN vom 9.8.2017

Autor/in-Info

Hartmut Kunkel

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